Heimat,  Meer,  Persönlich

Zwischen Erinnerung und Ankommen

Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl
(aus dem Songtext „Heimat“ von Herbert Grönemeyer)

Irgendwo habe ich gelesen, dass es das Wort „Heimat“ nur im Deutschen gibt, und dass es sich in keine andere Sprache wortwörtlich übersetzen lässt. Es gibt ähnliche Begriffe, wie z.B. im Englischen home oder homeland, im Französischen: patrie (Vaterland), im Italienischen: patria (Vaterland) oder casa (Heim, zuhause, Haus). Interessant wird es in der portugiesischen Sprache: saudade da terra natal (Sehnsucht nach dem Geburtsort). Fündig geworden bin ich beim afghanischen Diyar (Heimat, Vaterland, Wohnort, Ort wo man hingehört). Diyar kommt aus dem Persischen/Dari – so sagt man z.B. diyar- e khod was übersetzt „die eigene Heimat“ bedeutet.

Heimat im Herzen

Mare Tirreno/Tyrrhenisches Meer

Zum Begriff Heimat fällt mir einiges ein. Zum Beispiel, mein erster Schulaufsatz den ich schreiben sollte, mit dem Titel „Meine Heimatstadt Weil der Stadt“. Ich besuchte damals die Grundschule und erinnere mich, dass ich meinen Aufsatz mit einer Ansichtskarte von Weil der Stadt verzierte.

Heimat war auch die Wohnstube meiner Großmutter, die mich betreute, während meine Eltern ihrer Arbeit nachgingen. In ihrer kleinen, kuscheligen Wohnung fühlte ich mich rundum geborgen.

Einmal im Jahr reiste ich mit meiner Herkunftsfamilie ins italienische Latium – nach Sezze, zu meiner italienischen Verwandtschaft. Die Abenteuer, die ich mit meinen Cousins erlebte, sind bis heute unvergesslich.
Der Grundstein meiner tiefen Liebe zum Meer wurde dort, am Tyrrhenischen Meer, gelegt. Mit diesem Landstrich und seinen Menschen fühle ich mich bis heute eng verbunden.

Heimat ist auch das, was ich vor gut zwei Jahren zurückgelassen habe – der Teilort von Weil der Stadt, an dem ich über 30 Jahre mit J. gelebt und meine Kinder großgezogen habe. Die Natur ringsherum, Wälder, Wiesen und Felder, die praktisch vor meiner Haustür lagen und über einen langen Zeitraum ganz selbstverständlich zu meinem Leben gehörten.

Und nun Karlsruhe, meine Wahlheimat. Hätte man mir vor drei Jahren erzählt, dass ich einmal in Karlsruhe leben würde, ich hätte es nicht geglaubt. Manchmal kommt mir alles noch wie ein Traum vor, aus dem ich jeden Moment aufwachen könnte. Dann scheint diese neue Situation wieder selbstverständlich und folgerichtig.

Meine Nachbarin meinte kürzlich , dass sie zwar schon 30 Jahre in dieser Stadt lebt, aber ich mich besser auskennen würde als sie. Das sehe ich zwar nicht so, aber ihre Bemerkung macht mich trotzdem ein bisschen stolz. Mich in einer Stadt auszukennen gibt mir ein Gefühl von Sicherheit und Angekommensein. Aber reicht das schon aus, um einen Ort als Heimat zu bezeichnen?

Was ist Heimat?

Eine Erinnerung, die Verbundenheit mit Menschen, ein Ort, ein Duft, ein Geruch, eine prägende Landschaft, ein Gefühl der Verbundenheit oder alles zusammen?

Für mich persönlich unterscheide ich:
1.) Heimat: Wo ich aufgewachsen bin und den überwiegenden Teil meines Lebens verbracht habe.
2.) Zweite Heimat: Die Gegend aus der mein Vater stammt.
3.) Wahlheimat: Der Ort, an dem ich heute lebe, bzw. mich einlebe …


Und wie ist es bei dir? Welche Bilder, Orte und/oder Erinnerungen verbindest du mit Heimat?
Teile deine Gedanken gerne unten in den Kommentaren – ich freue mich, von dir zu lesen.🌍

Ich wünsch´ dir schöne Tage im Oktober 🍂🍁🍃

Beitragsbild „Heimat“: KI-generiert
Fotos: MaTo

11 Comments

  • Sabine

    Ein schöner Beitrag!
    Tatsächlich hab ich 2x hintereinander „Tyrannisches Meer“ gelesen .. sorry. Das krieg ich jetzt nicht mehr raus.
    Dieses Foto ist phantastisch!!

    Liebe Grüße aus dem Mausloch
    Sabine

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      Marina

      Kein Problem Sabine, manchmal ist dieses Meer auch wild und unbezwingbar – von daher ist „tyrannisch“ nicht ganz falsch. Das Foto wurde in Stella Polare/Roma Ostia aufgenommen. Kurz nachdem ich dieses Foto aufgenommen hatte, ging ein heftiges Gewitter herab… 🌊⚡🌩️

      • Larissa

        Liebe Marina!
        Die Frage nach der Heimat beschäftigt mich immer wieder einmal…gerade jetzt so sehr in der Ferne.
        In mir spüre ich Heimat nicht an einem Ort – eher im Herzen, in den Beziehungen und in dem, was mich trägt und berührt. Und sicher auch in dem, was ich glaube. Hier in der fremden Ferne spüre ich, wie heimatlich ein Alltag mit seinen Ritualen ist…vertraut, sicher, überschaubar, gemütlich… Ich habe die Erfahrung gemacht, mich überall hin mitzunehmen…mit allen Ecken und Kanten, Träumen und Ängsten. Und auch das ist Heimat. Erlaube dir, bei dir zu sein – egal, wo du gerade bist. Danke für deine Anregung. Liebe Grüße Larissa

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          Marina

          Liebe Larissa, im Vergleich zu deinem Ortswechsel gesehen, ist meiner gerade mal ums Eck 🙂 Und es stimmt, dass man sich immer mitnimmt – im Guten wie im Brüchigen. Ich kann mir vorstellen, dass der Glaube trägt und man dadurch mehr im Herzen Heimat findet und sich überall beheimaten kann. Nicht dass ich denke, dass es dann leichter ist – denn Herausforderungen gibt es überall und immer. Für mich ist die größte Herausforderung, womöglich nicht der neue Ort, sondern das Alleineleben, das ich bisher nicht gekannt habe. Damit will ich nicht sagen, dass die neue Situation am neuen Ort nur schwierig und anstrengend ist – es ist einfach anders und hat viele spannende und bereichernde Seiten.

  • Werner Pechmann

    Mich bewegt das Thema „Heimat“ in all seinen Facetten auch schon sehr lange (vieles findest du auf meinem mittlerweile ruhendem Blog „www.alleaugenblicke.de“) Wie gut kann ich deine Gedanken dazu nachvollziehen. Sie erinnern mich an all das, was wesentlich ist, wenn man an vielen Orten zu Hause ist.

    Danke für diesen Beitrag.

    Liebe Grüße aus der Nachbarschaft
    Werner

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      Marina

      Hallo Werner, danke für deinen freundlichen Kommentar auf meinem Anfängerblog 🙂

      Ich spüre erst jetzt, wo ich fern der Heimat bin, was sie mir bedeutet. Nichtsdestotrotz gefällts mir super in meiner Wahlheimat Karlsruhe. Du wohnst ja tatsächlich gleich ums Eck – das hab´ich deinem ruhenden Blog entnommen. Schönes Blog übrigens! Wirst du ihn aus seinem Dornröschenschlaf erwecken?

      Gruß ums Eck

      Marina

      • Werner Pechmann

        Hallo Marina,

        mein „alter Blog (alleAugenblicke.de) ist aus guten Gründen stillgelegt. Tatsächlich hat das auch mit der Veränderung durch einen Ortswechsel zu tun. Nun blogge ich weiter auf „1000Hügelmomente.de“.

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          Marina

          Ja Werner, ich habe den Kommentar geschrieben und dann erst gelesen, weshalb alleAugenblicke.de stillgelegt wurde. …

          Die 1000Hügelmomente habe ich per feed abonniert 🙂

  • Christiane

    Heimat – ein komisches Wort mit vielen Bedeutungen. Ich benutze es meistens, wenn es um den Ort geht, an dem ich aufgewachsen bin. Dann sage ich „in der Heimat“ oder „ich fahre in die Heimat“. Aber jetzt, nach so vielen Jahren fern von dort, frage ich mich: Ist das noch Heimat?

    • Avatar-Foto

      Marina

      Hallo Christiane, so wie du, fahre ich auch in die Heimat – manchmal sage ich sogar „in die alte Heimat“ 😉 Ist mein jetzigher Wohnort dann die neue Heimat? Aber dazu lebe ich noch nicht lange genug hier. Heimat ist ein sperriges Wort, finde ich. Ich weiß nicht ob man irgendwann die Heimat nicht mehr als Heimat empfindet. Eine Schulkameradin von mir lebt schon seit Jahrzehnten in Florida . Sie sagt, sie hegt keine Heimatgefühle mehr für ihre alte Heimat…

      Lieben Dank für deinen Kommentar.

  • Werner Pechmann

    Hallo Marina,

    mein „alter Blog (alleAugenblicke.de) ist aus guten Gründen stillgelegt. Tatsächlich hat das auch mit der Veränderung durch einen Ortswechsel zu tun. Nun blogge ich weiter auf „1000Hügelmomente.de“.

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